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Ich wohne in einem unbändigen Diamanten, alles Durchsichte der Erde ist Stoff geworden vor meiner Stirn... (Pablo Neruda)

Letzte Worte:

"Hugenottenfriedhof"-Lied
Ja mir gefiel dieses Lied vopn W.Biermann auch, vor...
Günter H. Schullenberg, Düsseldorf (Gast) - 11. Jul, 10:38
Literarischer Alkoholismus...
Viele Autoren, die ich bewundere, waren Alkoholiker....
Matthias Gerhards - 2. Apr, 00:23
schöner Beitrag
Blutig bricht der Frühling los laut geht das Grauen...
Chris (Gast) - 1. Apr, 14:23
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Matthias Gerhards - 31. Mär, 21:58

Dasein und Sosein:

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Literarischer Alkoholismus I (01.04.06)

Viele Autoren, die ich bewundere, waren Alkoholiker. Die meisten sind bereits tot. Es gibt ein unfreiwillig schönes Buch von Upton Sinclaire darüber, welche zerstörerische Kraft das Trinken besondern bei Schriftstellern entfalten kann (Der Becher des Zorns). Es ist das einzige lesenswerte Werk von Sinclaire und das leidenschaftlichste Plädoyer für den Alkoholismus, das ich jemals gelesen habe, insbesondere weil es von einem erklären Prohibitionisten stammt. Nach der Lektüre habe ich mir sofort einen Roman von Brendan Behan gekauft und Canada Dry zu trinken begonnen. Sinclaire versucht seine Leser mit dem Elend der zwar reichen und berühmten, aber unglücklichen Säufer abzuschrecken. Doch seine wirkliche Botschaft lautet: Es ist lohnenswert sich zu Tode zu saufen, um einmal so schreiben zu können wie Ernest Hemingway, Jack London, Dylan Thomas und F. Scott Fitzgerald. Drogenaufklärung ist immer zum Scheitern verurteilt, weil sie den Süchtigen in seiner tragischen Verstrickung zeigt und ihm damit eine Größe verleiht, die uns immer anzieht.

Fragment aus: Der fünfte Meridian (26.03.06)

Als sie gegangen waren, fühlte ich mich, als sei ich allein inmitten eines fremden Ozeans, als würde mein Gedächtnis vom Brüllen des Windes ausgelöscht, als hätte ich mein eigenes Selbst verloren und lebte nun im Vergessen, wie ein Ding, das keine Eigenschaften besaß. Es schien, als sei ich nicht mehr lebendig, als habe sich meine Seele aufgelöst und hätte meinen Körper leer zurück gelassen.

Der erste Tag (27.03.06)

Aus einem winzigen Loch im Himmel bläst mit einem Mal ein milder Wind auf die Erde hinab als hätten die letzten vier Monate niemals existiert. Der März faltet die letzten Reste des Winters ein, den fleckigen Schnee im Rinnstein, den aufgetauten Müll, die Konservendosen, die Zweige, das angenagte Bein einer Puppe und die Kadaver der Amseln, an denen sich die Katzen nicht mehr vergreifen werden. Es ist vorbei. Sogar die aufgeweichten Zeitungen am Container scheinen ihre Seiten im Wind trocken zu wollen und hoffen auf Sonne. Dies ist jener allererste Tag im Jahr, an dem der Winter seine Kraft endgültig verloren hat. Es scheint als stünde der Kosmos für einen Augenblick lang still und erlaubte diesen Stunden wie ewige Kinder zwischen den Jahreszeiten zu verharren.

Schlaflosigkeit (29.03.06)

Die Schlaflosigkeit ist wie ein Freund, den man nicht nach Hause schicken kann, weil er zu viele schmutzige Geheimnisse kennt. Ich versuche ihn mit langweiliger Literatur, schlechter Musik und schwerem Essen zu vertreiben. Aber er lacht, lobt meine Gastfreundschaft und sagt, ich könne ruhig schlafen gehen, denn er fände auch allein den Weg zum Weinregal.

Die Kündigung (27.03.06)

Nichts was mir jemals widerfahren ist, werde ich zurück nehmen können, weil die Spuren des eigenen Lebens unauslöschlich sind. Alles war ich tue, brennt sich ein in das Bildnis meiner Selbst, dass ich in einer Kammer vor mir selbst verberge, um nicht verunstaltet zu werden durch Habgier, Eintönigkeit und Angst. Aus diesem Grund habe ich heute mitten in einem Gespräch mit dem Vorstand meines Unternehmens meine Kündigung ausgesprochen und damit mein Leben als Manager beendet ohne zu wissen womit ich nun meinen Lebensunterhalt verdienen soll.

Die Wissenschaft der Liebe (26.03.06)

Wer enträtselt die Kosmologie deiner Sinne,
erforscht die Krümmung deiner Haut
und liest die Antworten von deinen Lippen,
wenn die Lust dich erreicht?

Und wer wacht über deinen Schlaf?
Trägt dich hinaus in den Garten,
um den Mohn zu pflücken,
der das rote Licht der Sterne bündelt,
während zu träumst?

Reise und Leben (25.03.06)

Vielleicht liegt es in den Genen. Mein Onkel ist viele Jahrzehnte lang durch die Welt gefahren ohne einen festen Bezugspunkt in seinem Leben zu haben. Meine Mutter hat mit dem Fahrrad ganz Europa und einige andere Kontinente durchquert. Ich selbst bin mit zwölf das erste Mal von zu Hause weg gelaufen und mit vierzehn allein auf Reisen gegangen. Immerhin bin ich damals bis nach Irland gekommen. Und immer wenn ich einen Bericht aus einem fernen Land höre, überfällt mich der Wunsch dort zu leben. Nicht zu verreisen. Auf einer Reise fliegen die Dinge vorbei ohne, dass man sie begreifen kann. Ein Land kann man erst verstehen, wenn man dort lebt.

Verteidigung der Unruhe (25.03.06)

Ich bin ein rastloser Bewohner dieses Planeten, denn ich sehe jeden Tag die Fülle der Dinge, die ich nicht getan habe und weiß, dass meine Zeit begrenzt ist.

Nachmittag auf der Margareteninsel (19.03.06)

Im dunstigen Licht des Herbstnachmittags lag die Margareteninsel in der Donau und verströmte noch immer den Glanz der Jahrhundertwende. Durch die Allee defilierten die Damen der Gesellschaft als hätten sie die Weltkriege und den Sozialismus verschlafen und seien eben erst neben jenem neureichen Besitzer einer Unterhosenmarke erwacht, der nun wie selbstverständlich an ihrer Seite ging. Zwischen der sorgsam restaurierten Ruine des Klosters, dem geschlossenen Cafe und einem Bad, das noch den Schmutz eines untergegangenen Jahrhunderts in sich trug, hing der Duft von reifen Orangen. Er ging von einigen Bäumen aus, deren Früchte in der schwächer werdenden Sonne leuchteten. Sie schienen wie die hässlichen Schwestern der Apfelsinen, ihre grüne Schale war grobporig und umhüllte eine trockenen ungenießbaren Kern. Aber als ich sie berührte und die Augen schloss, wurde ich von ihrem Geruch eingehüllt und befand mich plötzlich in einem Orangehain mitten in der Glut des Südens.
Erst als ich mit einem unbedachten Druck die Schale brach und den staubigen Kern freilegte war der Zauber verflogen. Ich kehrte zurück in die Gegenwart der Insel und betrachtete befremdet die falschen Schönheiten Osteuropas, die ihre Markenkleidung und ihre Brustimplantate spazieren trugen wie eine persönlich Auszeichnung und schneller im Kapitalismus angekommen waren, als ein Busschaffner brauchte, um eine Fahrkarte zu entwerten.

Frage an meinen Schöpfer (16.03.06)

Warum funktioniere ich im Chaos perfekt und bin in der Ordnung verloren?

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